Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben.
Seit Jahren trug ich die das große Roadtrip-Abenteuer gedanklich mit mir rum. Dieses Jahr konnte ich diesen Traum wahr werden lassen. Ich lernte Sebastian kennen, natürlich auf einer Reise, und alles ging sehr schnell. Ich bin mit ihm und seinem Bus im Mai los gefahren. Unser Urlaubsziel: Spontanität. Nur Sightseeing Punkte abzuhaken ist vergeudete Zeit. Die richtig interessanten und unvergesslichen Momente sind die ungeplanten. Damit fahren wir bisher recht gut. Da bleiben, wo es schön und warm ist. Orte zum Wohlfühlen. Nach Herzenslust schlemmen, surfen, wandern, entdecken. Die Surfbretter waren mit verstaut und der Bus prall gefüllt mit meinen Sachen, Sebastian kommt ja immer mit einem Jutebeutel aus.
Ich gebe euch in diesem Blogeintrag einen kleinen Einblick in unsere Roadtrip-Highlights. Die einzelnen Orte kommen später noch im Detail. Ich habe 4000 Fotos in 1,5 Monaten gemacht. Was an sich nicht viel ist, in meinen Fotojobs kommt so was gerne Mal an einem Tag zusammen. Aber genug Fotos, um meine Reisegeschichten zu bestücken und euch vielleicht Lust auf einen Roadtrip zu machen.
Los ging also das Roadtrip-Abenteuer.
Start war der Bodensee, denn da stand der Bus. Also erst mal in Hamburg in den Zug gesetzt und einen Tag quer durch Deutschland gefahren. Das ich fast den Zug verpasst habe, mit Ach und Krach hinein sprang, mit einem 17-Kilo-Rucksack, während die Türen piepend zugingen, ich meinen Fuß aus der Tür ziehen musste… Ja, das ist eine andere Geschichte. Aber wie ihr euch denken könnt, kam ich gut am Bodensee an. Sebastian und ich fuhren am nächsten Morgen zunächst in die Schweiz. Gleich zu Beginn der Fahrt hatte die Reise mich im Griff. Ich war so fasziniert davon, dass der Bus unser Zuhause ist und das für 1,5 Monate.
Roadtrip Frankreich
Barjac
Nachdem wir am Rande eines Sportplatzes Nachtruhe fanden, ging es weiter nach Frankreich, denn in der Schweiz: Regen und kalt. Frankreich war schon besser. Ein bisschen Sonne, ein bisschen Regen. Optimal. Auf dem Weg dahin schepperte es gewohnt im Bus. Die Utensilien in den Schränken werden so lange hin und hergewirbelt, bis alles seinen Platz gefunden hat.
Wellen gab es in Frankreich keine, dafür gleich am ersten Tag Muscheln. Und einen wunderbaren Campingplatz in Barjac. Der Ort liegt auf einer Höhe zwischen 650 und 1212 m und hat knapp 800 Einwohner. Der Platz liegt an einem wunderschönen Fluss namens Lot. Hier haben wir direkt auch geparkt. Wundervoll abends zum Plätschern des Flusses einzuschlafen. Es waren kaum andere Menschen dort. Die Nebenreisesaison macht sich hier schon bemerkbar. Wenn man es genau nimmt, waren mit uns drei andere Gäste da.
Adresse: Camping Le Clos des Peupliers, 48000 Barjac, camping-lozere.fr
Redon
Nach einem Tag ging es weiter. Nächster Stopp war ein Platz zwischen den Orten Bastide de Cordes sur Ciel und Albi. Das Licht der Sonne erleuchtete die Felder in einem hellen Grün. Von unserem Stellplatz aus hatte wir perfekte Sicht auf die umliegenden Felder und bekamen am Abend Sonnenuntergänge zum Dahinschmelzen.
Adresse: Camping Camp Redon, Rue de la Goule d’Eau, 35600 Redon, campredon.com
Bastide de Cordes sur Ciel
Das eine gute Idee war, die Fahrräder mitzunehmen merkten wir spätestens hier. Wir fuhren nach Bastide de Cordes sur Ciel. Die Strecke ging durch grüne Täler und kilometerlange Alleen. Das Dorf liegt auf einem Hügel. Man wandert also stetig Bergauf-Bergab. Die alten Häuser haben so ein wunderschönes mittelalterliches Erscheinungsbild, wir blieben immerzu stehen, da es so viel zu entdecken gab. Am Abend ließen wir den Tag mit einem Eis oben auf dem Hügel ausklingen und schauten auf diese Aussicht:
Roadtrip Spanien
San Sebastián
Es ging am nächsten Tag weiter zu der schönsten Stadt des Landes: San Sebastián. Wie ich diese Stadt liebe. Sie kultiviert die Eleganz eines alten Seebades und beherbergt so viel Leben. Hier hat man alles, was das Herz begehrt: Gaumenschmaus, Strand, antike Gebäude, Trubel und Abgeschiedenheit. Zwei Tage konnten wir uns nicht trennen.
Den Reisebericht dazu findet ihr hier: Tapas, Cidre und ganze Liebe in San Sebastián.
Llanes
Und dann überkam es uns! Statt jeden Tag weiter zu reisen , verbrachten wir ganze 4 Tage in Llanes. Hier hätte ich auch glatt einen Monat verbringen können. Unser Campingplatz liegt auf einem Hügel, mit einem tollen Ausblick auf das Meer. Zum Surfspot am Strand von Vidiago waren es nur 5 Minuten Fußweg. Und dieser war meistens menschenleer. Mein Fotografenherz macht Luftsprünge beim Anblick der zerklüfteten Felsen, Steine voller Seegras und dem feinen Sand. Tagsüber hört man die Glocken der Kühe, die nebenan in den Wiesen grasten. Am Abend wurde es still und die Sonne legte sich hinter der Berglandschaft zur Ruhe.
Adresse: Camping La Paz, Playa de Vidiago 3359, Llanes/Vidiago, campinglapaz.com
Auto mit einem Korken repariert
Nach dem vierten Tag in Llanes hieß es für uns: Weiterfahrt. Wir wollten noch mehr sehen. Auf dem Weg wurde Sebastian nervös: Irgendetwas stimmte mit der Gangschaltung nicht. Er löste das Problem mit einem Korken, indem er ihn auf die Stäbe der Gangschaltung schraubte und weiter ging die lustige Fahrt. So repariert man(n) also. Und es hielt perfekt.
Auf der Weiterfahrt machten wir auf den Straßen sehr auf uns aufmerksam: Die LKWs drängelten, denn wir fuhren nicht schneller als 90 kmh. Unsere Reaktion: Das Radio weiter aufdrehen. An geeigneter Stelle überholten uns die Fahrer. Immer mit grimmigen Grimassen. Aber ging halt nicht schneller.
Valdoviño im Nordosten Galiciens
Nach einer 3,5 Std. Fahrt sind wir angekommen in Valdoviño. Uns begrüßte der Ort mit Regen und kalten Temperaturen. Ich bereute sogar für einen kurzen Moment, das ich meine Schneeschuhe nicht dabei habe, die wären bei dem Wetter perfekt gewesen. Aber der Spaziergang an der 3,5 km langen Lagune von Frouxeira entschädigte uns.
Strandkunst
Unser Campingplatz liegt nur 10 Minuten zu Fuß zur Surferbucht. Am zweiten Tag verschwanden wir in den wilden Wogen der Wellen. Zum Surfen war das eher nichts. Ein ganz schönes Wellen-wirr-warr. Trotzdem war der Spaßfaktor hoch 10. Ich bin einfach glücklich im Meer. Auch wenn ich gerne Mal durcheinander gewirbelt werde und auf dem Meeresboden aufklatsche.
Nach dem Surf saß ich am Strand. Ich schaute auf das zurückziehende Wasser, welches gen Meer wich. Das Wasser formten kleine Wellen in den glänzenden Sand. Ich verspürte Zufriedenheit.
Santiago de Compostela
Kurzer Zwischenstopp in der Heiligen Stadt. Santiago wurde um 830 zum Wallfahrtsort ernannt. Die von der UNESCO geschützte Altstadt ist sehr sehenswert. Wir ließen uns durch die Stadt treiben, spazierten durch die belebten Straßen, vorbei an Souvenirläden mit Jakobsmuscheln und Gehstöcken und entlang an Restaurants mit galicischen Spezialitäten in der Rúa do Franco.
Ein Meer von hochgereckten Wanderstöcken in flirrender Luft.
Wie man unschwer übersehen konnte, ist die Stadt das Ziel des Jakobswegs. Vor der Kathedrale kamen die Pilgerer zusammen und ließen ihren Gefühlen freien Lauf. Es war sehr heiß an dem Tag und ich frage mich erneut, wie so oft auf unserem Roadtrip, wie man den Weg zu Fuß meistert. Da bekommt man schon ein schlechtes Gewissen, das man den Jakobsweg per Bus gefahren ist und nun hier steht…
Ich fiel mit meiner großen Kamera ganz schön auf. Jede Minute wurde mir ein Handy in die Hand gedrückt, damit ich die Pilgerer fotografiere. Sie alle sprangen, jubelten, klatschten. Ich nutze den Moment und machte ein Foto von dieser spaßigen Gruppe. War anfangs ja noch witzig, aber nach den ersten 10 Fotos machte ich schnell die Biege.
Weiter ging es zur Kathedrale. Sie war bei uns leider in Planen umhüllt. Die Räumlichkeiten sind sehr imposant. Und niedrig. In den Gewölben stieß ich mir immerzu den Kopf. Autsch. Ich sah viele Goldverzierungen, einen riesigen Altar. Aber was mich wunderte, waren elektrischen Kerzen und Flatscreens an den Wänden. Passt nicht wirklich. Die Jakobsmuschel ist sehr präsent, man findet sie zum Beispiel auf den Bänken eingeschnitzt und überall an den Wänden.
Roadtrip Portugal
Portonovo/ Sanxenxo Galicien
Und weiter ging unser Roadtrip. Entlang der Atlantikküste, an traumhafter Natur. Der Campingplatz Paxariña liegt zwischen zwei Buchten mit schönen Sandstränden. Der Platz war irgendwie schon sehr witzig: Hier sind ca. 85 % der Plätze von Dauercampern mit Vollausstattung belegt. Das bedeutet, sie haben ihre festen Plätze mit Zelten, Kunstrasen und lustigen Anbauten. Man kann sagen, die ersten fünf Reihen sind belegt. Und diese sind nicht bewohnt. Kleingärtenvereine auf Spanisch. Um den Sonnenuntergang zu sehen, schlichen wir uns an den Wohnmobilen vorbei. Das Restaurant und der Supermarkt sind hier in der Nebensaison geschlossen. Übrigens der einzige Platz, wo das so war. Schade.
Adresse Campingplatz Paxariña: 36970 Portonovo (Sanxenxo), Pontevedra (Galicia), campingpaxarinas.com
Delfin-Highlight
Wir standen am Strand und eine Gruppe von so 7 Delfinen sprangen an uns vorbei. Wahnsinn! Als ich meine Kamera holte, um sie abzulichten… waren sie natürlich zig km weit entfernt. Aber der Moment war unvergesslich.
An den darauf folgenden Tagen fuhren mit unseren Rädern umher, sahen weite Felder mit wunderschön grün leuchtenden Farn, aßen an den Strandbars Calamari-Sandwiches und tranken dazu Galão. Am Abend spazierten wir durch die Stadt, durch die kleinen Gassen, am Hafen entlang. Ohne Plan und hatten mit den besten Abend der Reise: Wir waren inmitten von der Musikszene der Stadt. Eine Band spielte mit richtigen Wumms vor einer Bar, dicht gedrängt in der kleinen Straße und die Zuschauer tanzten und spielten auch teilweise mit.
Porto
Wer in Portugal ist, will meist nach Lissabon. So auch ich. Jedoch reichte die Zeit nicht und der Weg war noch weit. So entschieden wir uns für Porto. Einer meiner schönsten Roadtrip-Momente! Wir gingen durch die Straßen, ließen uns berieseln von den Straßen, Häusern, den Eindrücken.
In Porto halten sich die Touristenströme noch in Grenzen. In den Seitenstraßen, die vom Hafen abgehen, ist es teilweise sogar menschenleer und das, obwohl Porto mit fast 250.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Landes ist. Ich habe so viel gesehen in den zwei Tagen und werde noch mal detailliert über die rauen Ecken der Stadt und farbenfrohen Seiten berichten. Den Bericht zur Streetart Portos könt ihr hier lesen.
Von unserem Campingplatz aus, fuhren wir mit der Bahn gut 45 Minuten ins Stadtzentrum von Porto. Hier gab es viele Dauercamper, dennoch bekamen wir einen großen hübschen Standplatz am hintersten Eck. Ein kleiner Laden für die Dinge des täglichen Gebrauchs und fairen Preisen steht am Eingang. Zudem gibt es ein Restaurant mit Terrasse und große, saubere Sanitäranlagen. Zum Meer geht man 10 Minuten.
Adresse: Vila do Conde, Parque de Camismo Sol de Vila Chã, Rua do Sol 150 Vila Chã, 4485-722 Vila do Conde
Am dritten Tag blieben wir hier. Es war ein sehr heißer Tag, zu heiß, um in die Stadt zu fahren. Aber auch zu heiß, um am Strand zu liegen, das bemerkten wir nach gut 5 Minuten. Also ab ins Café. Cola, Galão, Sandwich, um sich dann vollgefuttert ins frische Meer zu versenken. Wir spazierten nachmittags vorbei an den Dünen und fuhren mit den Rädern durch wilde Gewächse, um die Gegend zu erkunden.
Und im Zick Zack ging es zurück nach Frankreich
Auf dem Rückweg nach Frankreich fuhren wir über Landstraßen und Waldgebiete, vorbei an Bauernhöfen und Städte. Der Anstieg hatte teilweise 6 %, unser Motor lief immerzu heiß. Der letzte Platz lag in einem Wald, in in Galende/ Spanien. Bemooste Stämme Flächen, ein See um die Ecke. Schon wie an einem verwunschenen Ort. Es war hier recht frisch. Der Platz war leer. So leer wie unsere Mägen. Wir parkten rasch und bereiteten unser Essen vor. Spazierten zum See, wo uns große Fische neugierig anschauten. Als ich später den Abwasch machen wollte, kam eine schwarze Welle an Ameisen zum Vorschein. Sebastian legte die Schüssel auf einem Ameisenhaufen ab…
Nur 5 Minuten später sah ich ein großes Flugobjekt. Es war dunkel, Mitternacht. Was kommt da dann einfach auf mich zugeflogen? Ein Hirschkäfer. Ein Käfer mit einem Geweih. Er war so groß wie meine Hand und sein Flügelschlag glich den Motoren eines Hubschraubers. Erst flog er gegen meinen Kopf, um sein Ende der Flugstrecke bei einer Lampe zu finden, gegen die er klatschte. Er krabbelte verstört weg. Sebastian wurde indessen von Mücken zerstochen. Am nächsten Morgen ging es schnell weiter, weit weg von diesem „verwunschenen“ Ort.
Frankreich
In Frankreich angekommen, stiegen die Temperaturen wieder. Wir aßen Muscheln, gingen Surfen, lebten in die Tage hinein. Das war das Ende des Roadtrips. Der letzte Abend beschenkte uns diesen schönen Sonnenuntergang, in den wir am liebsten hineingesprungen wären.
Meine Augen leuchteten, während ich diesen Text geschrieben habe. Und mein Herz machte nach jedem Absatz Luftsprünge. Ich könnte sofort wieder losfahren. Was für ein schöner Roadtrip.